Notizen von einer Rheinreise

Victor Hugo (1802-1885), die große Gestalt der französischen Romantik, beschließt mit 36 Jahren, zu den Quellen der Romantik, nach Deutschland zu reisen. Diese Reise bringt ihn 1838 nur bis in die Champagne. 1839 fährt er nach Strassburg und gelangt flussaufwärts bis Schaffhausen. Erst im dritten Anlauf, 1840, lernt er den Rhein der Burgen und Sagen kennen: Fast zwei Monate benötigt er für die kurze Strecke von Köln bis Bingen, weil er, oft zu Fuß, nicht ein Dorf, nicht eine Ruine auslässt. Über Frankfurt und Heidelberg fährt er zurück nach Paris. In langen Briefen berichtet er seiner Frau unter dem frischen Eindruck von jeder Etappe seiner Reise.
Diese Briefe bleiben unveröffentlicht, aber sie kommen ihm in den Sinn, als er, inzwischen Mitglied der Académie française, auch Pair von Frankreich werden möchte. Die Frage des linken Rheinufers spielt 1841 eine große Rolle. Hier bietet sich die Gelegenheit, sich als erfahrener Sachkenner zu empfehlen. Hugo feilt die Texte, gibt ihnen neben dem Haupttitel "Le Rhin" den Untertitel "Lettres à un ami" ("Briefe an die Gemahlin" hätte nicht sachlich genug gewirkt) und macht in einem langen Nachwort seine Vorschläge für die zukünftige Gestaltung Europas: Frankreich soll Preußen behilflich sein, einen Zugang zur Nordseite zu finden, und dafür seine "natürliche Grenze", das linke Rheinufer, einhandeln, das mit dem Wiener Kongress (1814/15) verlorengegangen ist. Das Ziel der Veröffentlichung, die Pariswürde, erreicht Hugo, die Vorschläge des Nachworts bleiben unbefolgt, ja, unversucht: Der Status Quo ist stärker.
Im Wechsel mit Hugos Texten erklingt Musik seiner rheinischen Zeitgenossen. So stehen neben Tänzen von Franz Schubert auch Werke des Gitarristen Theodor Gaude (Wesel) und Peter Ernst Hünten (Koblenz/Duisburg) auf dem Programm.
Ohne Lesung bieten wir das Programm als "Rheinische Schubertiade" an.